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Welcome to my blog. This is a place where I think out loud, show you what I’m up to in the studio, share impressions of inspiring events or everyday moments that moved me. Some entries are carefully curated essays, others are just a few thoughts, sometimes written in English and sometimes in German.

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Nora Kovats Nora Kovats

WARUM EIGENTLICH EMAILLE?

Der Emailletanz, zum Ritual geworden, verbindet für mich die von Geheimnissen ummantelten Traditionen der Alchemie, Goldschmiedekunst und Mystik zu einem verwobenen Ganzen. Dem Arbeitsprozess wohnt für mich eine Magie inne, die es hervorzulocken gilt. Das funktioniert nicht mit Wille und Gewalt, sondern nur durch Zeit und Zuwendung, Geduld, Demut, und dem Wissen, dass dieser Emailletanz mir eine Tor zu etwas Größerem, Mitreißenden öffnen kann.

Warum eigentlich Emaille?

Ein kurzer Essay über meine Emailletechnik.
Auf Deutsch.

Das Emaillieren ist mehr als eine Werktechnik für mich, es ist ein Dialog, ein Tanz, ein Geben und Nehmen, nötig in einen dynamischen Schaffensfluss einzutauchen. Der Prozess des Emaillierens wird so zum Ritual, und die Farben zu Mitgestaltern des Geschehens.

Vereinfacht gesagt, wird beim Emaillieren eine glasähnliche Mischung aus Silikaten und Oxiden entweder in Pulverform oder flüssig auf ein Trägermetall aufgetragen und bei hohen Temperaturen im Brennofen aufgeschmolzen. Der glänzende Glasüberzug erlaubt eine leuchtende Farbgestaltung, die durch komplexe Lichtbrechung in transparenten Farbschichten oder ineinander gemischte, changierende Farbpunkte für das menschliche Auge magisch wirkende Effekte erzielt.

 Oberflächlich gesehen, handelt es sich dabei um eine von vielen Schmucktechniken, die durch moderne Technologien wie elektrische Brennöfen und Pulverpressen wesentlich vereinfacht wurden. Trotzdem trete ich bei meiner Arbeit in die Fußstapfen einer Tradition, die über Jahrtausende hinweg durch aufwendige und okkult verschlüsselte Methoden den Elementen ihre Geheimnisse zu entringen suchte.

 Ich verfalle dem Rhythmus der Arbeit, dem aufwändigen Waschen der Farben, dem Öffnen und Schließen des Brennofens, der Wartezeit der tickenden Bauchuhr, dem glühenden Hitzeschwall, dem metallischen Geräusch des Erkaltens, der Wiederholung der Bewegungen, dem Kreisen um eine nie erreichbare Perfektion. Alles synchronisiert sich zu einem größeren Ein- und Ausatmen. Die Zeit steht still und bewegt sich doch im unaufhörlichen inneren Takt weiter. Ich arbeite im Trance.

 Der Emailletanz, zum Ritual geworden, verbindet für mich die von Geheimnissen ummantelten Traditionen der Alchemie, Goldschmiedekunst und Mystik zu einem verwobenen Ganzen. Wie auch in diesen antiken Künsten, spielen die klassischen Elemente beim Emaillieren eine wichtige Rolle: Das Wasser des Waschens, das Feuer des Brennofens, das Metall und die Farboxide aus der Erde, die chemischen Reaktionen, erst durch die Luft ermöglicht - sie alle bestimmen durch ihren Einfluss den Ausgang des Geschehens.

Dem Arbeitsprozess wohnt für mich eine Magie inne, die es hervorzulocken gilt. Das funktioniert nicht mit Wille und Gewalt, sondern nur durch Zeit und Zuwendung, Geduld, Demut, und dem Wissen, dass dieser Emailletanz mir eine Tor zu etwas Größerem, Mitreißenden öffnen kann.

Emaillebrocken aus fliederfarbenem Opalemaille; im Hintergrund verschiedene Grün- und Gelbtöne.

Emaille, Rot wie Blut, als Splitter im Mörser und als Pulver im Sieb.

Emaillepulver wird auf ein handgesägtes Werkstück aus Kupfer aufgesiebt.

Dabei sind Farben für mich von großer Bedeutung. Schon als Kind war meine Welt von Farben bevölkert; Ziffern, Buchstaben und Töne waren mit bestimmten Farben assoziiert und Wörter oder Zahlenreihen folglich als Farbsequenzen abgespeichert. Die Farben entwickelten eigenen Persönlichkeiten für mich, eigene Wesen mit individuellen Charakterzügen und eigenen Intentionen. Das Emaillieren zog mich wohl deshalb so früh in meiner Schmuckkarriere in seinen Bann, weil ich dort die Begegnung mit den Farben für mich erlebbar machen konnte.

Was wollen die Farben? Wie kann ich sie verstehen lernen, mich annähern? Beim Emaillieren geben sie sich mal zickig und verschrumpelt, dann wieder glatt wie windstilles Wasser, trüb, leuchtend transparent oder opak und verschlossen, verspiegelt, geschmeidig und umgänglich, oder abweisend und spröde; manche verlangen Lage um Lage sorgfältig übereinander geschmolzener Präzision, andere sind beim ersten Versuch speckig-glatt und zufrieden. Schnell beleidigt brennt sich die eine Farbe Löcher in den Rand, eine andere glättet Unebenheiten und Meinungsverschiedenheiten mit großzügiger Gestik.

Um die Farben besser kennen zu lernen, bekommen sie von mir eigene Namen, Alltagsdichtungen, die ich aus persönlichen Erfahrungen und Assoziationen heraus für jede Farbe finde. Dafür muss ich mich im Zuhören üben, muss mich die Farbe etwas angehen lassen, mich ihr vertraut machen. Mir die Farbe vertraut machen - das beutet, sich zu öffnen, sich verletzlich machen. Ich suche nach Namen, die auf der Zunge prickeln, beschreibende Namen wie „Schnee von Gestern“ oder „Geisha Blush“ oder „Madame de Pompadours Kleid“, „Verbrannte Koralle“ oder „sonnendurchflutete Eichenblätter im Frühling“. Ich weiß damit nicht nur genau, was gemeint ist, sondern kann auch einen Fetzen Lebenserfahrung in einer Arbeitschronik greifbar festhalten.

Meine ganz persönliche Farbtabelle.

Von “Disney-Prinzessin-Kleid” bis “Barberton Daisy”: Die Farben bekommen Namen, die für mich ein Stückchen ihres Wesens einfangen, und gleichzeitig eine Beschreibung meiner Realität darstellen.

Farben sind soziale Wesen. Am stärksten ist eine Farbe in Kombination mit genau der richtigen anderen Farbe. Diese Kombinationen ergeben sich oft experimentell, sind unvorhersehbar und einzigartig; mal stärken sich die Farben im Trio, oder schwächen sich gegenseitig in ihrem Auftreten. Selten lässt sich eine gelungene Kombination oder ein Farbeffekt ganz genau duplizieren.

 Und während ich langsam begreifen lerne, erkenne ich, wie viel es noch zu lernen und zu verstehen gibt, und fühle mich von einer Ehrfurcht vor der Größe des Ganzen ergriffen.

Diese innere Welt, verborgen hinter der glänzenden Oberfläche des Emaille und regiert vom Pantheon der Farben und Elemente, begleitet mich auch über den Arbeitsprozess hinaus in meinen Alltag. Die Farbgötter und Elemente beherrschen für mich auch Jahreszeiten, Zyklen, Emotionen, Lebensphasen, Transformationen im Großen und im Kleinen.

 Verlangen die Farbgötter Opfer? Alles hat seinen Preis, und meistens bezahlen wir mit Lebensenergie, mit unserer unwiederbringlich dargebotenen Zeit. Die Farben verlangen echte Hingabe und Aufmerksamkeit, um sich in ihrer vollen Pracht zeigen zu können. Nur durch die ehrlich und ernst gemeinte Bereitschaft, mich ihnen zu widmen, geben die Farben sich wirklich preis. Die Stücke, die aus einer solchen Hingabe geboren sind, flirren in einem eigenen, kaum wahrnehmbaren Energiefeld. Durch diesen Entstehungsprozess, durch die Waschung in reinem Wasser und die Läuterung des Feuers, wird zudem etwas im Wesentlichen der Farben befreit, aus sich selbst herausgelöst, das wohl zu spüren ist aber niemals in Worte zu fassen.

Während ich diesem Weg des Emaillierens folge, kann ich unter endlos vielen Seitenpfaden wählen. Ich kann Goldschmiedekunst, Farblehre und Farbpsychologie durch eine kulturhistorische Linse betrachten, kann mich in die Tiefen der Optik verstricken, in die Mystik und Alchemie eintauchen, oder mich im Zauber der Edelsteine verlieren, von dort zur Geografie und Geschichte des Kostbaren hüpfen, mich in den Wirren eines Krieges stürzen, immer auf der Spur der Frage, was den Menschen zu welcher Zeit etwas bedeutet hat, und warum. Solche Exkursionen bringen mir das Thema mit zunehmender Komplexität näher und verdeutlichen immer wieder für mich eine große Wahrheit: Alles ist mit allem Verknüpft. Alles nimmt Einfluss aufeinander. Und nichts ist jemals Bedeutungslos.

Gerade verschmolzen, bilden sich Farbsprenkel, die manchmal an die feinen Farbpunkte des Pointillismus erinnern.

Ohrschmuck im Werden, auf seinem Stahlgestell abkühlend.

Ultramarin, König der Blautöne - hier in feinen Emaillesplittern, die nur halb aufgeschmolzen sind, um durch diese spürbar raue Oberfläche Spannung zu erzeugen.

Im Alltag begegnen mir oft besondere Farbkombinationen, die sofort in Emaille umgesetzt werden möchten.

“Poeletjie”, Brosche aus Emaille und Silber. Hier bricht sich das Licht im Innern des transparenten Türkisblaus auf geheimnisvoll schillernde Art und Weise.

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Nora Kovats Nora Kovats

The Enamel Dance

More thoughts on what it means to be enamelling.

Imaginary self-portrait as enamel dancer.

Imaginary self-portrait as enamel dancer.

My thoughts keep returning to the process of enamelling and the complete devotion it demands of its practitioner. This creative process, with its vivid possibilities of colour, its laborious ritualistic method and its ties to alchemical practices, inspires a creative drive in me that compels me to make. The making, in its quality of searching, almost becomes more important than the finished work. Making becomes a rhythmic ritual, demanding respect and reverie, as well as the need to be patiently observed, step by step, without rush. To me, the enamels are governed by their own rules, almost taking on a life of their own.

As I make, I am concerned with growing something from nothing, and with controlling that created something to a certain extent. A contradiction exists between the tight control imposed on the contained microcosm of my work, or on the enamel kiln as closed environment, and the spontaneity, impulsiveness and freedom required to permit a truly successful result – one that lives. This duality intrigues me – a constant balance between tight control and letting go. A dance. It has allowed a particular style to emerge in my work: with an emphasis placed on intuition and playfulness, I focus on growing, twisting, branching botanical shapes and vivid, unexpected colour combinations. The garden underpins my work in every respect; however, this mythic garden in my jewellery art is vastly different from the sunny vegetable patch people grow in their back yards. The enamelled garden is dark and twisted as well as vibrant and playful.

The studio, as a small universe that is removed from ordinary space and time and severed from the ‘real’, mundane world like a magnificent imaginary garden behind walls, becomes metaphorical for the process of making. As the site for the manifestation of my own jewelled garden fantasy, the studio is transformed into a somewhat sacred space.

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