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Welcome to my blog. This is a place where I think out loud, show you what I’m up to in the studio, share impressions of inspiring events or everyday moments that moved me. Some entries are carefully curated essays, others are just a few thoughts, sometimes written in English and sometimes in German.

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In the studio Nora Kovats In the studio Nora Kovats

Blätterfresser

Die Blätterfresser erzählen vom tödlichen Leben, vom lebendigen Sterben. Sie erinnern daran, dass nichts ewig ist, und doch alles immer wiederkehrt. Daran, dass auch wir Narben und Fraßspuren sammeln, die oft nur den Überlebenswillen anderer Wesen auf unseren Körpern und Seelen markieren.

BlätterFresser

Die Geschichte meiner BlätterFresser/LeafEaters Kollektion.

Auf Deutsch.

Auf dem Unikampus, den ich täglich überquerte, entdeckte ich eines Tages eine Hecke mit von Insekten zerfressenen Blättern. Die löchrigen Fraßkanten bildeten ein filigranes Muster, das gleichzeitig von Leben und Tod erzählte. Manche Blätter zeigten nur ein paar verstreute Löcher wie zufällig fallen gelassene Perlen, andere waren bis auf ein Skelett abgenagt. Die Fraßspuren wurden beim längeren Hinsehen zum sich wiederholenden aber doch immer neu ausgeprägten Muster, zum Ornament.

Hier waren zwei Lebenswillen ineinander verzahnt: Ein kleines Knabberwesen auf der Suche nach Nahrung, und ein größeres Pflanzenwesen auf der Such nach Licht. Ich sah ein für unsere menschlichen Ohren stilles Drama, eine Geschichte von Geben und Nehmen und Überleben, vom Trotzen. In einer Zeit in der ich mich selber manchmal etwas un-heil fühlte, war ein Blatt, das Verletzungen wie Schmucknarben trug und doch lebte und funktionierte und photosyntierte, für mich ein starkes Symbol.

Ich schuf daraus die Kollektion Blätterfresser: Ohrringe, Broschen und Taschenglücksbringer, handgesägt aus Silber, Gold oder Kupfer, in bunt schillernden Farbtönen einzigartig emailliert. Bis heute sind viele Stücke für diese Kollektion entstanden, und jedes einzelne hat einen ganz individuellen Charakter.

Die Blätterfresser erzählen vom tödlichen Leben, vom lebendigen Sterben. Sie erinnern daran, dass nichts ewig ist, und doch alles immer wiederkehrt. Daran, dass auch wir Narben und Fraßspuren sammeln, die oft nur den Überlebenswillen anderer Wesen auf unseren Körpern und Seelen markieren.

Mit meinen hellgrünen Blätterfressern aus Gold und Emaille fühle ich mich stark. Sie erinnern daran, dass wir durch unsere löchrig gefressenen Lebensgeschichten manchmal sogar schöner, interessanter und vor allem eigener werden.

Eine Auftragsarbeit entsteht: Rote Blätterfresser als Anhänger, hier durch eine passgenaue Silberrückseite verstärkt, um das Emaille zu schützen.

Eine Auftragsarbeit entsteht: Rote Blätterfresser als Anhänger, hier durch eine passgenaue Silberrückseite verstärkt, um das Emaille zu schützen.

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Winzige fliederfarbene Blätterfresser mit Rubinen und schwarzen Süßwasserperlen auf dem Werkbrett; darüber verschiedene Arbeiten im Entstehen.

Winzige fliederfarbene Blätterfresser mit Rubinen und schwarzen Süßwasserperlen auf dem Werkbrett; darüber verschiedene Arbeiten im Entstehen.

Hier eine Variante in leuchtendem Grün, verspielt und lebendig, mit facettierten Smaragdperlchen, Goldblättchen und Perlen vervollständigt.

Hier eine Variante in leuchtendem Grün, verspielt und lebendig, mit facettierten Smaragdperlchen, Goldblättchen und Perlen vervollständigt.

Die von Hand gesägten Blätter werden versäubert.

Die von Hand gesägten Blätter werden versäubert.

Persönliche Lieblinge aus Gold und grünem Emaille, hier von Lydia Schröder fotografiert.

Persönliche Lieblinge aus Gold und grünem Emaille, hier von Lydia Schröder fotografiert.

Das grüne Lieblingspaar auf einer Tusche- und Aquarellzeichnung.

Das grüne Lieblingspaar auf einer Tusche- und Aquarellzeichnung.

Spätsommerliche Blätterfresser mit herbstlichem Einschlag.

Spätsommerliche Blätterfresser mit herbstlichem Einschlag.

Eine festlich gekleidete Trägerin mit ihren lila-rosé-bordeauxfarbenen Blätterfressern.

Eine festlich gekleidete Trägerin mit ihren lila-rosé-bordeauxfarbenen Blätterfressern.

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Imaginary Stories Nora Kovats Imaginary Stories Nora Kovats

Das Sieb für Ängste

Ich wollte wissen, wie Angst unterm Mikroskop aussieht. Wie soll man sich Angst überhaupt vorstellen, was ist das eigentlich? Ich stellte sie mir als kleine Körner vor, die sich zusammenklumpen und sammeln, Angstkolonien bilden können. Oft, fand ich, ist die wahre Angst noch von einer schwammigen, schemenhaften Masse von Ungewissem umgeben. Eine algenartige, undurchsichtige Angst-vor-dem-Unbekannten, eine klebrige Angst-vor-der-Angst, die schwierig zu fassen ist und manchmal sogar bedrohlicher als die eigentliche Angst selbst.

Ein Sieb für Ängste

SCHMUCKSTÜCKE UND IHRE HERKUNFTSGEDANKEN.

Auf Deutsch.

Ich wollte wissen, wie Angst unterm Mikroskop aussieht. Wie soll man sich Angst überhaupt vorstellen, was ist das eigentlich? Ich stellte sie mir als kleine Körner vor, die sich zusammenklumpen und sammeln, Angstkolonien bilden können. Oft, fand ich, ist die wahre Angst noch von einer schwammigen, schemenhaften Masse von Ungewissem umgeben. Eine algenartige, undurchsichtige Angst-vor-dem-Unbekannten, eine klebrige Angst-vor-der-Angst, die schwierig zu fassen ist und manchmal sogar bedrohlicher als die eigentliche Angst selbst.

Mitten in der Pandemie merken wir umso mehr, wie diese schleimige Schlammschicht aus Ungewissheit um uns herum wächst und alles zu verschlingen droht. Die verschiedenen Ängste verschiedener Menschen geraten hier deutlich in Konflikt miteinander.

Um an den Kern der Angst zu kommen, müsste man sie irgendwie säubern, fand ich, sieben, entschlacken. Wie ein Goldwäscher, der den Schlamm geübt in sanften Kreisen ausspült, bis nur noch die glitzernden Nuggets am Boden übrig bleiben.

Dazu fertigte ich also ein Sieb für Ängste. Eines der ersten Siebe war für meine Freundin Nicola, die damals in Shanghai lebte, wo die Welt manchmal überwältigend groß und weit und bedrohlich sein konnte. Das Sieb, in filigranen Mustern handgesägt aus Silber und anschließend magisch-schillernd emailliert, lässt sich als Anhänger tragen, Talisman und Werkzeug gleichzeitig. Dieses besondere Sieb birgt einen großen, tief tannengrünen Turmalin in seinem Innern. Denn der Kern der Angst, wenn man sie entschleimt und entschlackt und von aller schmierigen Ungewissheit befreit hat, stellt sich oft als kleiner Schatz heraus. Wenn wir beispielsweise Angst davor haben, jemanden zu verlieren, bedeutet das ja, dass diese Person uns sehr wichtig ist. Angst ist also auch – manchmal – eine Kehrseite der Liebe.

 Inzwischen sind einige Siebe für Ängste entstanden, manche schlicht, andere aufwändig, als Objekt, als tragbares Schmuckstück, mit Edelstein im Herzen und ohne. Die folgenden Bilder zeigen eine Reihe dieser Seelengeräte, im Entstehen und als fertige Kreationen.

Nicolas Sieb für Ängste, im Entstehen. Der Stein soll hier in Gold mit einer Krappenfassung genau an die richtige spannende Stelle platziert werden.

Nicolas Sieb für Ängste, im Entstehen. Der Stein soll hier in Gold mit einer Krappenfassung genau an die richtige spannende Stelle platziert werden.

Hier ist bei Nicolas Sieb nun auch die emaillierte Oberseite fertig, die von der filigran handgesägten Unterseite aus Silber gehalten wird.

Hier ist bei Nicolas Sieb nun auch die emaillierte Oberseite fertig, die von der filigran handgesägten Unterseite aus Silber gehalten wird.

Nicolas Sieb für Ängste an seiner Trägerin.

Nicolas Sieb für Ängste an seiner Trägerin.

Ein Sieb für Ängste als Objekt. Das Sieb selbst besteht aus unzähligen zarten Blätteröffnungen, die wie eine Verwirbelung von verstreuten Zweigen ein Muster bilden. Gerahmt wird das Sieb von einem Ring aus rosa-grauem Emaille mit Akzenten aus Rubin …

Ein Sieb für Ängste als Objekt. Das Sieb selbst besteht aus unzähligen zarten Blätteröffnungen, die wie eine Verwirbelung von verstreuten Zweigen ein Muster bilden. Gerahmt wird das Sieb von einem Ring aus rosa-grauem Emaille mit Akzenten aus Rubin und schwarzen Süßwasserperlen.

Detailaufnahme. Hier sind die magischen Sprenkel der Emaillefarben zu sehen, deren geheimnisvolle Entstehung im Feuer mich so faszinieren.

Detailaufnahme. Hier sind die magischen Sprenkel der Emaillefarben zu sehen, deren geheimnisvolle Entstehung im Feuer mich so faszinieren.

Das Blättersieb im Entstehen: Hier wird als Grundlage eine Schale aus einer Scheibe Silberblech aufgetieft und anschließend planiert.

Das Blättersieb im Entstehen: Hier wird als Grundlage eine Schale aus einer Scheibe Silberblech aufgetieft und anschließend planiert.

Grünes Sieb für Ängste mit geschwärzter Silberfassung.

Grünes Sieb für Ängste mit geschwärzter Silberfassung.

Entwurfszeichnung in Tusche, Aquarell und Wachsstift.

Entwurfszeichnung in Tusche, Aquarell und Wachsstift.

Ein vollständig emailliertes Sieb für Ängste. Durchmesser der Schale ca. 13 cm.

Ein vollständig emailliertes Sieb für Ängste. Durchmesser der Schale ca. 13 cm.

Für jedes Sieb wird ein einzigartiges Muster von Hand ausgesägt. Dafür muss jede Öffnung erst vorgebohrt und anschließend individuell mit der Handsäge ausgestochen werden. Zuletzt werden die Öffnungen mit winzigen Feilen versäubert und entgratet - e…

Für jedes Sieb wird ein einzigartiges Muster von Hand ausgesägt. Dafür muss jede Öffnung erst vorgebohrt und anschließend individuell mit der Handsäge ausgestochen werden. Zuletzt werden die Öffnungen mit winzigen Feilen versäubert und entgratet - eine Arbeit, die viele Stunden in Anspruch nimmt.

Sieb mit floralem Thema aus Silber.

Sieb mit floralem Thema aus Silber.

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